Warum ausreichender Schlaf bei Kleinkindern so wichtig ist.
Schlaf bei Kleinkindern
Bis zum Alter von 21 Jahren entwickelt sich das Gehirn des Menschen – und zwar überwiegend nachts. Wenn Eltern glauben, dass Kinder einen Schlafmangel genauso gut weg stecken wie Erwachsene, dann irren sie sich. Bekommen Kinder regelmäßig zu wenig Schlaf, hat das Gehirn zu wenig Zeit für seine Reifung und die Folgen zeigen sich nicht nur in Müdigkeit, sondern auch in kognitiven Reifungs- und Entwicklungsrückständen.
Kinder, die dauerhaft eine Stunde Schlaf zu wenig bekommen, zeigen einen Rückstand von 2 Jahren. Somit kann dieser Schlafmangel bei einem Sechstklässler dazu führen, dass er nur die kognitiven Fähigkeiten eines Viertklässlers hat. Dies macht einen großen Unterschied bei der Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit aus. Beunruhigend, nicht wahr?
Aber auch andere Probleme sind als Folge von zu wenig Schlaf zu beobachten. Am Offensichtlichsten ist wohl die Übellaunigkeit des Kindes. Gewichtszunahme, verlangsamte Reaktion, natürlich auch Müdigkeit, verzögertes Wachstum, ein schwaches Immunsystem und mangelndes Konzentrationsvermögen sind einige weitere Probleme. Internationalen Studien sind zu entnehmen, dass 20-30% unserer Kinder Schlafstörungen haben! Mit ein bisschen Hintergrundwissen, was im Schlaf dem Kind passiert und warum guter und ausreichender Schlaf so wichtig ist, können wir dazu beitragen, dass es unseren Kindern besser geht.
Der Schlaf von Säuglingen
Das Schlafbedürfnis der meisten Neugeborenen ist ausgesprochen groß. Sie verschlafen noch den größten Teil des Tages, sind nach den Mahlzeiten in den meisten Fällen nur kurzzeitig wach. Etwa fünf bis sechs Schlafphasen pro Tag wechseln sich mit den Wachphasen ab. Neugeborene kennen den Unterschied zwischen Tag und Nacht noch nicht und müssen sich erst an den allgemeinen Schlaf-Wach-Rhythmus anpassen – und das dauert seine Zeit.
Haben Babys Hunger, muss dieses Bedürfnis im wahrsten Sinne des Wortes gestillt werden, unabhängig von der Tages- oder eben Nachtzeit. Die Dauer der jeweiligen Schlaf- und Wachphasen von Säuglingen ist individuell unterschiedlich – die meisten Babys schlafen zwischen 16 und 18 Stunden täglich und meist spielt sich nach kurzer Zeit ein gewisser Rhythmus ein, der jedoch insbesondere in den Zeiten der sog. Entwicklungsschübe durcheinander kommt, bzw. sich mit zunehmendem Alter ändert.
Die Wissenschaft spricht davon, dass Babys (aber auch Kleinkinder) einen polyphasischen Schlaf haben, das bedeutet, dass sie mehrere Schlafphasen täglich brauchen, während der Schlaf ab dem Grundschulalter monophasisch verläuft, d.h., dass innerhalb von 24 Stunden nur eine Schlafphase erfolgt.
Neugeborene träumen noch sehr viel – der Anteil des sog. REMSchlafes, währenddessen hauptsächlich geträumt wird, liegt bei rund 50%. Mit zunehmender Reife des Gehirns nimmt er ab, bis er im Kleinkindalter etwa einen Anteil von 30% am Gesamtschlaf hat. Der REM-Schlaf ist für Säuglinge von besonders großer Bedeutung, da Forscher davon ausgehen, dass Gedächtnisinhalte während der Traumschlafphase besser verankert werden.
Der Schlaf von (Klein) Kindern
Wenn ein Kind größer wird, schläft es immer weniger. So sinkt das Schlafbedürfnis ab dem zwölften Lebensmonat auf rund 15 Stunden täglich, wobei viele Kinder noch mehrfach am Tag schlafen, manche jedoch nur den Mittags- und Nachtschlaf benötigen. Einige beginnen zwischen dem ersten und zweiten Geburtstag bereits auf den Mittagsschlaf zu verzichten. Im Alter von zwei bis drei Jahren sinkt das Schlafbedürfnis auf 13 bis 14 Stunden, wobei die meisten Kinder jetzt nur noch mittags und nachts schlafen. Ab dem vierten Lebensjahr ist meistens gar kein Mittagsschlaf mehr nötig. Mit etwa 5 Jahren schläft der Großteil der Kinder nur noch 9 bis 13 Stunden – und fast ausschließlich nachts. Grundschulkinder brauchen zwischen 8 und 12 Stunden Schlaf.
Es ist wichtig, dass die Kinder lange genug schlafen, denn Kinder wachsen im Schlaf. Im Tiefschlaf wird das Wachstumshormon produziert, dieses lässt bei Kindern jedes Organ und jedes Körperteil Nacht für Nacht einen winzigen, fein abgestimmten Teil wachsen. Das Wachstumshormon wird fast ausschließlich im Schlaf ausgeschüttet und deshalb ist es so wertvoll, dass Kinder möglichst viel Tiefschlaf abbekommen. Bei Kindern, die auf Dauer zu wenig schlafen, stellen sich bald Wachstumsstörungen ein.
Was besonders fasziniert: Während ein Kind schläft, wird es klüger. Ganz gleich, was das Kind am Tag gesehen, gehört, gelernt oder erfahren hat, ob bewusst oder unbewusst – im Schlaf wird alles noch einmal geübt, wieder und wieder, bis es aufwacht. Im Tiefschlaf kommen dabei eher Vokabeln dran, im Traumschlaf sind es Bewegungsabläufe, wie Radfahren, Schwimmen oder Rennen. Schlafen unterstützt die Abwehrkräfte – wenn Kinder ausreichend schlafen, sind sie bestens geschützt gegen Infektionen. Das Immunsystem arbeitet ununterbrochen und muss sich natürlich regenerieren. Das macht es nachts, vor allem wenn Kinder im Tiefschlaf sind. Hat es dafür zu wenig Zeit, ist es geschwächt.
Jeder kennt das: Man ist erkältet, müde, schlapp und will nur noch ganz schnell ins Bett um endlos zu schlafen. Nicht von ungefähr heißt es: „Schlaf dich gesund!“ Und es funktioniert, weil das Immunsystem im Tiefschlaf zur Höchstform aufläuft und Eindringlinge, wie Bakterien und Viren, bekämpft.
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