Der Schlaf von Jugendlichen
In der Pubertät gerät für ein paar Jahre, wie vieles andere auch, der Tag-Nacht-Rhythmus junger Menschen durcheinander. Heranwachsende zwischen 12 und 17 Jahren sollten zwischen 8,5 und 9,5 Stunden pro Nacht schlafen. Das Schlafbedürfnis von Jugendlichen steigt laut einem Forschungsexperiment in einem Schlaflabor einer nordamerikanischen Universität mit dem Einsetzen der Pubertät wieder an. Hier ist es jedoch keine geeignete Lösung, die Jugendlichen früher ins Bett zu schicken, denn offenbar ist der tägliche Schlaf-Wach-Rhythmus so gestellt, dass sie tatsächlich erst gegen 11 Uhr abends einschlafen können und erst nach 9 Uhr morgens richtig wach werden. Die Problematik liegt daran, dass das Schlafhormon Melatonin seine höchste Konzentration im Blut erst 2 Stunden später erreicht, als bei Kindern. Da der Unterrichtsbeginn in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern mit 8.00 Uhr und noch davor viel zu früh ist, ist der Schlafmangel quasi vorprogrammiert und viele Schüler und Auszubildende quälen sich täglich aus dem Bett. Dies führt über kurz oder lang zu Schlafstörungen, was wiederum psychische Beschwerden, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Übergewicht und Depressionen mit sich bringt.
Was Sie über den Schlaf von Kindern wissen sollten
Zur richtigen Zeit ins Bett
Es ist sinnlos, die Kinder ins Bett zu schicken, solange sie überhaupt nicht müde sind. Man sollte versuchen herauszufinden, ob das Kind ein Kurz- oder Langschläfer, eine „Lerche“ (Frühaufsteher & Frühinsbettgeher) oder eine „Eule“ (Langschläfer & Spätinsbettgeher) ist. Kinder, die mit einer guten Menge Schlaf versorgt werden, sind tagsüber munter, ausgeglichen und konzentrieren sich gut. Sind sie dagegen gereizt, schlecht gelaunt, unkonzentriert oder schlafen sie gar im Unterricht ein, deutet das auf Schlafmangel hin.
So viel Stress!
Eine Studie der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) gibt zu denken: Nach Angaben der Eltern zeigen bis zur Hälfte der Kinder in Deutschland Stresssymptome: Sie sind nervös, unkonzentriert, überdreht, haben Kopf- und Bauchschmerzen, können sich nicht entspannen – und finden folglich nicht in den Schlaf. Der Hauptgrund: Zu hoher Leistungsdruck in der Schule, aber auch in der Freizeit. Da die Kinder wegen einer randvollen Agenda kaum noch zur Ruhe kommen, raten Experten dringend, Abstriche bei Terminen und Verpflichtungen zu machen – und Kindern mehr Auszeiten zu gönnen. Ein gleichmäßiger Tagesablauf ist die beste Voraussetzung für den gesunden Wechsel zwischen Wachen und Schlafen. Dazu gehören regelmäßige Essenszeiten, nach dem abendlichen Waschen und Zähneputzen nehmen sich Mama und Papa noch Zeit zum Erzählen, Vorlesen und Schmusen – das so entgegengebrachte Vertrauen hilft den Kindern am besten, sich von den Eindrücken des Tages zu lösen und zur Ruhe zu kommen.
Die häufigsten Schlafkiller im Überblick
Schlafgebundene Störungen
Störende Begleitsymptome des Schlafens treten meist im Vorschulalter auf und bilden sich während der Grundschulzeit, spätestens jedoch in der Pubertät wieder zurück. Körperliche Krankheiten wie Infekte (obere Atemwege) mit und ohne Fieber, Allergien und Asthma, Schlafapnoe, Mittelohrentzündungen, Zahnung, Harnweginfekte, Narkolepsie. Angst vor Dunkelheit und / oder Alleinsein Spannungen innerhalb der Familie hoher Leistungsdruck und Überforderung in der Schule ein zu voller (Freizeit)- Terminkalender wenig Zeit für spontane Unternehmungen mit Eltern, Geschwistern oder Freunden depressive Stimmungen Lärm auf der Straße oder laute Geräusche in der Wohnung mangelnde Bewegung am Tag unregelmäßige Essens- und Zubettgeh-Zeiten zu langes, auch passives, Fernsehen oder Sitzen vor Tablet, Smartphone und Computer gewaltträchtige Computer- oder Konsolenspiele Abhängigkeit vom Mobiltelefon nächtliches Einnässen kommt in den ersten Lebensjahren sehr häufig vor und ist kein Grund zur Sorge. Erst wenn sich die Kinder auch nach der Einschulung noch einnässen, sollte der Kinderarzt einbezogen werden. Schlafwandeln: Tritt vor allem im Alter zwischen 4 und 15 Jahren auf. Nächtliches Aufschrecken: „Pavor nocturnus“ (vom lateinischen: „pavor“ = Furcht oder Angst und „nocturnus“ = Nacht) Die Kinder erwachen im 1. Drittel der Nacht mit einem panischen Schrei, sind hochgradig verängstigt und kaum zu beruhigen. Albträume: Können während des REM-Schlafes (Traumschlaf) entstehen. Angst erregende Träume sind überwiegend auf Stress und belastende Ereignisse, aber auch auf gewaltbetonte Computerspiele oder Fernsehfilme zurückzuführen. Zähneknirschen: Ist ebenfalls stark stressabhängig – es sollte die Ursache für die erhöhte Belastung herausgefunden werden, eine zahnärztliche Kontrolle ist ratsam. Ruckartige Kopfbewegungen, die sog. Jaktationen, die oft von Stöhnen beim Einschlafen begleitet sind, treten gelegentlich schon in den ersten Lebensjahren auf. Sie sind meist ein Hinweis auf körperliche und seelische Belastungen.
Wann zum Arzt gehen?
Ein Besuch beim Kinderarzt ist erforderlich, wenn das Kind...
... abends häufig länger als eine halbe Stunde zum Einschlafen braucht.
... nachts mehrmals aufwacht und lange nicht wieder einschlafen kann.
... wiederholt nachts erwacht und Atemprobleme hat.
... an hartnäckigen Durchschlafstörungen leidet.
... nachts aufschreit oder verwirrt ist.
... auch tagsüber oft weint und nicht oder nur schwer zu beruhigen ist.
... morgens immer wieder müde und unausgeruht ist und lange braucht, um richtig munter zu werden.
... seine alterstypischen Aufgaben nur mit Mühe bewältigen kann und tagsüber unter Müdigkeit leidet.
... in der Schule Konzentrationsprobleme hat, gereizt, nörgelig, lustlos und überfordert wirkt.
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Verfasser: F.H., April 2015